Diagnose

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um auf das Multiple Myelom aufmerksam zu werden: Einerseits durch Symptome, andererseits durch Routineuntersuchungen.
Immer häufiger wird die Diagnose im Rahmen einer Routineuntersuchung gestellt, sodass der Betroffene aus einer subjektiv empfundenen Beschwerdefreiheit heraus mit der Krankheit konfrontiert wird.
Derzeit wird bei 40-60% der Patienten das Multiple Myelom so gefunden.

  1. Bei vielen Betroffenen ist der Ausgangspunkt der Diagnose oftmals eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit ohne dass offensichtlich eine Infektion oder Entzündung vorliegt
  2. Lokale Knochenschmerzen, die den Betroffenen zu einem Besuch bei seinem Arzt bewegen

Die folgenden – meist in dieser Reihenfolge ablaufenden - Untersuchungen erhärten den Verdacht auf ein Myelom:

  • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) – ist die BSG ohne Vorliegen eines Infektes oder einer offensichtlichen Entzündung erhöht, werden weitere Schritte zur Ursachenabklärung eingeleitet
  • Serumelektrophorese (sofern diese nicht schon im Rahmen der Routineuntersuchung vorgenommen wurde)
  • Skelettröntgen
  • Knochenmarkspunktion - mit der Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Knochenmark (Biopsie) lässt sich die Diagnose Muliples Myelom dann endgültig stellen

Nach gestellter Diagnose können noch folgende myelom-spezifischen Untersuchungen zur Abklärung des in Betracht gezogen werden:

  • Exakte Menge der einzelnen Immunglobuline (Antikörper) aus Harn und Blut
  • Immunfixation ist eine ergänzende Untersuchung der Serumelektrophorese und dient der Typisierung und Bestimmung der Menge der produzierten Antikörper (z.B. IgA) und der von ihnen produzierten nutzlosen Leichtketten
  • Genetitsche Analyse (z.B. FISH-Analyse) der entarteten Zellen, um deren Genetik besser zu verstehen
  • Skelettröntgen oder Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) von Wirbelsäule und Becken oder Ganzkörper
  • Positronenemissionstomographie/PET-Scan für die Abklärung der Ausbreitung und der exakten Stellen der Krankheitsherde

Blutsenkungsgeschwindigkeit

Die Untersuchung der Blutsenkungsgeschwindigkeit dient der Suche nach allgemeinen Entzündungszeichen im Körper. Jede ausreichende Verletzung der Gewebezellen treibt die BSG in die Höhe. Der Wert ist bei Schäden unterschiedlicher Art (Virusinfekte, eitrige Zähne, Verbrennungen, Harnwegsinfektion, etc.) mehr oder weniger erhöht. Bei dieser Methode wird nach 1 und 2 Stunden gemessen, wie weit die roten Blutkörperchen (Erythrozyten, RBK) in einer senkrecht stehenden Glasröhre zu Boden gesunken sind. Durch die Bildung von Antikörpern (Eiweißen) bei einer Entzündung verklumpen die roten Blutkörperchen und sinken schneller zu Boden.

Die Erhöhung der BSG ist per se keine Erkrankung. Sie ist eine Aufforderung nach der Ursache bzw. dem auslösenden Gewebeschaden zu suchen. Bei Husten, Fieber und eitrigem Auswurf ist der Auslöser auch schnell gefunden. Im Fall des Myeloms sind es die von den kranken Plasmazellen produzierten Antikörper, die die Verklumpung der roten Blutkörperchen fördern und damit zur Erhöhung der BSG führen.

Serumelektrophorese

Die Serumelektrophorese ist eine einfache Methode, um die im Blut befindlichen Eiweißmoleküle (Proteine) zu untersuchen.
Proteine erfüllen diverse Aufgaben und sind entsprechend dieser in unterschiedlichen Mengen vorhanden.
Bei der Serumelektrophorese werden die Proteine mit Hilfe von Strom in 4 Gruppen aufgetrennt. Die Höhe der einzelnen Kurven entspricht der Menge der Proteine.
Beim Normalbefund bildet das Albumin den höchsten Gipfel an der ersten Position. Die vierte und letzte Welle, Gamma, enthält das Antikörpergemisch.
Beim Myelom verändert sich diese Welle zu einem mehr oder weniger hohen, spitzen Gipfel, dem sogenannten M-Gradienten.
Dieser gibt den Hinweis drauf, dass es vermehrt zur Bildung von Antikörpern kommt. Diese Abweichung wird medizinisch als monoklonale Gammopathie bezeichnet.

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Myelom

Skelettröntgen

Das Skelettröntgen dient dem Nachweis von Knochenschäden, die durch das Myelom verursacht werden.
Typischerweise handelt es sich hierbei um Osteolysen.
Osteolysen sind umschriebene Knochendefekte, in denen die Knochensubstanz zum größten Teil abgebaut wurde.Die Kombination von Osteolysen im Röntgen und dem M-Gradienten im Blut bringt uns der Diagnose des Myeloms schon sehr nahe.

Die Festigkeit des Knochen wird in dem Bereich der Osteolysen geschwächt, es besteht die Gefahr von Knochenbrüchen. Besonders betroffen sind die Wirbelkörper, Rippen, Beckenknochen und Schädelknochen. Wirbelkörperfrakturen können schmerzhaft sein und sind oftmals auch heute noch Ausgangspunkt für die Diagnose eines Multiplen Myeloms. Das Skelettröntgen wurde in den letzten Jahren durch eine spezielle Art der Computertomographie abgelöst, dem low dose CT des Skeletts.

Knochenmarkpunktion

Eine monoklonale Gammopathie (M-Gradient) kann neben dem Myelom viele andere Ursachen haben.
Sind sowohl eine monoklonale Gammopathie als auch Osteolysen vorhanden, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Myelom vor. Eine Knochenmarkpunktion ist notwendig, um den Verdacht zu erhärten.
Nur durch die Entnahme des Knochenmarks können die erkrankten myelomtypischen Plasmazellen mittels mikroskopischer Untersuchung nachgewiesen, genauer untersucht und damit die endgültige Diagnose für ein Myelom gestellt werden.
Dafür wird mit einer stärkeren Nadel eine Gewebeprobe, meist aus dem Beckenknochen, entnommen. Die Durchführung der Knochenmarksbiopsie benötigt keine besondere Vorbereitung und wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt.
Die Zellen mit grüner Markierung im Bild mit normalen Zellen, sind die Plasmazellen, die genauer untersucht werden.
Anbei finden sich im mikroskopischen Ausschnitt drei der für einen Patienten mit MM typischen abnormen Plasmazellen (rote Markierungen). Diese verteilen sich verstreut (diffus) und oftmals auch in Gruppen im Knochenmark.

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Myelom

Therapie oder Nicht-Therapie

Die individuelle Nutzen-Risiko Abwägung bildet immer die Grundlage jeder Behandlung. Daher kann es sein, dass Ihr Arzt Ihnen zunächst nur Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen empfiehlt, wenn das Myelom in absehbarer Zeit keine Gefährdung darstellt.
Herr Heinz M. wurde endgültig die Diagnose Multiples Myelom gestellt und das Krankheitsstadium als therapiebedürftig eingestuft.
Herr Heinz M. entschied sich zunächst, mit dem Start der Therapie zu warten.
Die Beschwerdefreiheit löste eine verständliche Skepsis aus, aber zu langes Abwarten erhöht das Risiko für Folgeschäden.
Nach einer Lungenentzündung zwei Monate nach seiner Diagnose erklärt sich Herr Heinz M. bereit, eine Therapie zu beginnen.

Informieren Sie sich hier über den Therapieablauf beim Multiplen Myelom und die Erfahrungen von Herrn Heinz M.